Wie oft liest und hörst du eigentlich, dass es gefährlich ist, die Bruststimme hochzuziehen? Oder dass es schädlich sein kann, nur mit der Bruststimme zu singen? Und verstehst du auch warum? Lass es mich dir erklären.
Zuerst einmal muss ich klar stellen, dass die Nutzung unserer Bruststimme nicht unbedingt schädlich ist für die Stimme. Es ist aber in der Tat, die Frage, wie du deine Bruststimme einsetzt. Das Spektrum dieses Registers ist von Natur aus eher klein und deckt die tieferen Stimmlagen ab. Beim Sprechen benutzen wir die Bruststimme beispielsweise sehr oft, da unsere Sprechstimme tief angesetzt ist. Wir nutzen die Bruststimme also von Natur aus richtig. Zumindest beim Sprechen. Wie aber Verhält sich das beim Singen?
Auch beim Singen dient uns die Bruststimme einerseits, um das tiefe Tonspektrum abzudecken und anderseits, um mehr Volumen im Ton zu erzeugen. Es ist also gesund, seine brustigere Stimme zu trainieren und auch zu nutzen. Aber Achtung! Aufgrund dessen die Bruststimme viel voluminöser klingt, ist die Versuchung auch sehr verlockend, sie hochzuziehen, um vermeintlich powervoll zu Tönen in hohen Lagen. Lass dir an dieser Stelle gesagt sein: Powervoll singen hat nichts damit zu tun, es zu erzwingen, sondern mit dem Wissen, wie du deine Stimme gesund und richtig nutzt.
POWERVOLL ZU SINGEN HAT NICHTS DAMIT ZU TUN, ES ZU ERZWINGEN, SONDERN MIT DEM WISSEN, WIE DU DEINE sTIMME GESUND UND RICHTIG NUTZT.
Vielleicht kennst du das, wenn dir der voluminöse, brustige Ton wegbricht und auf einmal kommt da nur noch ein hauch von einer zarten Kopfstimme? Yep, genau! Da ist die Grenze deiner Bruststimme erreicht. Und sie noch höher zu zwingen, kann deiner Stimme auf Dauer enorm schaden. Folgen davon können Knötchen, Vernarbungen etc. auf deinen Stimmbändern sein. Auf deren Behandlungen gehe ich jetzt nicht ein. Es sei einfach vermerkt: Du willst das nicht haben! 😉
Oftmals gerät man in Versuchung, wenn man sein Idol nachahmen möchte, und dieser Star schmettert da hohe Töne, die wie Bruststimme klingen. Bitte! Zwing deine Bruststimme nicht etwas zu tun, was ihr von Natur aus nicht gegeben ist und auch nicht ihre Aufgabe ist! Es gibt Techniken, um energiegeladen zu singen, ohne die Bruststimme über beide Ohren hinweg zu strecken und deine Stimme zu quälen.
BEI DER BRUSTSTIMME SCHWINGEN DIE GANZEN STIMMBÄNDER MIT, WOMIT DIESE AUTOMATISCH EINER GRÖSSEREN BELASTUNG AUSGESETZT SIND.
Der wichtigste Ansatz hierfür ist es, deine Kopfstimme richtig zu stärken. Denn mit der Kopfstimme deckt ein weitaus grösseres Spektrum ab, als deine Bruststimme und ist viel dehnbarer – und wenn ich ehrlich bin, auch belastbarer. Ich habe noch nie von einem Sänger gehört (und auch von keinen anderen Gesangslehrern), dass die Stimme aufgrund «falscher» Kopfstimmnutzung kaputt gegangen ist.
Ein Grund für diese Belastbarkeit der Kopfstimme kann sein, weil die Stimmbänder nur am Rand schwingen und somit weniger Abnutzungsfläche besteht. Bei der Bruststimme schwingen die ganzen Stimmbänder mit, womit diese automatisch schon einer grösseren Belastung ausgesetzt sind. Dazu kommt der Luftdruck und die ganze Atemtechnik. In der Kopfstimme fliesst mehr Luft, als in der Bruststimme. Du kannst es Testen, indem du ein NG und ein FF auf einem Ton aushältst und mit einem Finger die Luft vor dem Mund spürst. Du merkst sofort, was ich meine. Wahrscheinlich empfindet es dein Hals auf Dauer auch angenehmer, ein stimmhaftes FF auszuhalten, als ein NG.
FÜR DIE BRUSTSTIMME, ASO FÜRS SPRECHEN ODER FÜRS SINGEN VON TIEFEN TÖNEN, IST ES ALLERDINGS WICHTIG, DASS DIE LUFTDURCHLÄSSIGKEIT GERING IST.
Für die Bruststimme, also fürs Sprechen oder fürs Singen von tiefen Tönen, ist es allerdings wichtig, dass die Luftdurchlässigkeit gering ist. Tiefe Töne haben eine grössere Schwingung und klingen nur tief, wenn dieses physische Gesetz eingehalten wird. Hohe Töne hingegen haben kleinere, intensivere Schwingungen und brauchen dazu mehr Luft.
Du kannst dir ja jetzt vorstellen, was passiert, wenn du mit der Bruststimme hoch singen willst… Irgendwann knickt sie weg, weil die Schwingungen zu gross sind und dein Körper automatisch und intuitiv zur gesunden Stimmnutzung umschalten will. Unsere Vorstellungen und Gewohnheiten, der Wille, unbedingt laut zu klingen, in hohen Liedpassagen, hindert uns sehr oft daran, richtig zu singen. Wir vergessen nämlich, dass unser Körper von Natur aus so programmiert ist, dass er weiss, wann etwas gesund ist und wann nicht.
Versuch also, deinen Körper wahr- und ernst zunehmen. Er gibt dir nicht grundlose Zeichen!
Gefällt dir mein Blogbeitrag oder hast du Fragen dazu? Interessiert dich ein Thema brennend oder hast eine Themenidee für meinen Blog? Schreib mir doch einen Kommentar oder eine Nachricht per E-Mail an singen@xangsschuel-andrea.ch.
Neueste Kommentare